Der Brutalismus erlebt gerade seine Wiederentdeckung. Dieser Baustil aus den 60er und 70er Jahren, von dem französischen Begriff béton brut (roher Beton) hergeleitet, ist so hip wie nie. Überall bilden sich Gruppen, die für den Erhalt und einen neuen Blick auf die Betonklötze dieser Zeit werben. In Köln hat sich die Initiative „Brutalismus im Rheinland“ gebildet. Die „Brutalism Appreciation Society“ auf Facebook hat über 138.000 Mitglieder. Und das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt, das im Jahr 2017 eine große Brutalismus-Ausstellung zeigte, hat mit der Wüstenrot-Stiftung im Internet „#SOSbrutalism“ gestartet.
Meine Leidenschaft für den Brutalismus kommt nicht von ungefähr. Ich selbst bin quasi brutalistisch geprägt. Als Kind wuchs ich im Schatten der Bochumer Ruhr-Universität auf, einem Paradebeispiel für die brutalistische Architektur dieser Zeit. Mein Vater arbeitete damals an der Uni, ich bin als Schüler oft mit ihm nach der Schule in die Mensa essen gegangen. Und sonntags haben wir mit der Familie Spaziergänge durch den Betoncampus zum Botanischen Garten gemacht. Später habe ich sogar selbst ein paar Semester an der Uni studiert und war überwältigt von der rohen Kraft des Treppenhauses der Unibibliothek.
Inzwischen habe ich auch in Köln zahlreiche Beispiele für diesen Architekturstil gesucht, gefunden und fotografiert. Und es ist kein Wunder, dass beim Anblick dieser Formen, Oberflächen und Materialien auch viele gute Erinnerungen an meine Kindheit hochkamen.
Das WDR-Fernsehen hat mich im Januar 2021 für einen kurzen Beitrag zum Thema Brutalismus für die Sendung Westart gefragt, woher mein Interesse an diesem Baustil stammt. Hier der Link zur Sendung.